(Ein persönlicher Rückblick auf eine Marke, die einmal für Stil, Leichtigkeit und Optimismus stand)
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Esprit zu den großen Namen in der Modewelt gehörte.
In den 90er- und 2000er-Jahren war Esprit fast überall präsent – in jeder Innenstadt, in Einkaufszentren, im Katalog und später online. Die Läden waren hell, modern, freundlich. Es war Mode, die nicht laut war, aber selbstbewusst.
Ich habe damals viele Teile dort gekauft – einfache T-Shirts, bequeme Jeans, Jacken, die immer irgendwie „richtig“ wirkten. Esprit stand für Kalifornien-Flair, Leichtigkeit, ein bisschen Sonne im grauen Alltag.
Und dann, irgendwann, begann dieses Gefühl zu verblassen.
Man merkte, dass sich die Marke veränderte, ohne wirklich zu wissen, wohin.
Die Marke, die einst alles richtig machte
Esprit war einmal ein Symbol für moderne, tragbare Mode mit Haltung.
Nicht zu teuer, nicht billig – irgendwo dazwischen, wo man sich wohlfühlte.
Die Kampagnen waren inspirierend: Vielfalt, Natürlichkeit, echte Menschen statt Models.
In einer Zeit, in der viele Marken noch Hochglanz und Perfektion inszenierten, wirkte Esprit authentisch.
Ich erinnere mich an die typischen Schaufenster – klare Linien, helle Farben, plakative Slogans wie „Real People“.
Man hatte das Gefühl, dass Esprit verstanden hatte, wie Menschen leben und was sie tragen wollen.
Der langsame Abstieg
Doch in den letzten zehn, fünfzehn Jahren begann der Glanz zu bröckeln.
Zuerst fiel mir auf, dass die Kollektionen eintöniger wurden.
Die Schnitte passten nicht mehr so gut, die Stoffe wirkten einfacher.
Während Marken wie Zara oder H&M mit neuen Trends jede Woche aufwarteten, blieb Esprit stehen.
Ich erinnere mich, wie ich 2018 in einer Esprit-Filiale stand und dachte: „Irgendwie sieht alles gleich aus wie vor fünf Jahren.“
Nicht schlecht, aber auch nicht aufregend. Und in der Mode ist Stillstand selten eine gute Strategie.
Dann kamen die Online-Riesen – Zalando, About You, Amazon Fashion – und Esprit verschwand langsam aus dem Fokus.
Ich bestellte einmal im Esprit-Online-Shop, aber auch dort wirkte alles veraltet.
Die Seite funktionierte, ja, aber der Spirit, der einst hinter der Marke stand, war kaum noch zu spüren.
Die wirtschaftliche Krise
Als ich hörte, dass Esprit 2020 Insolvenz anmeldete, war ich ehrlich gesagt nicht überrascht – aber traurig.
Es war eine Insolvenz in Eigenverwaltung, also kein Totalaus, sondern ein Versuch, sich neu zu erfinden.
Doch für mich als Kunden fühlte es sich endgültig an.
Die Filialen in Deutschland wurden geschlossen, viele Mitarbeiter entlassen.
Plötzlich war Esprit aus den Innenstädten verschwunden – und mit ihnen ein Stück Modealltag.
Nur noch Online-Restposten erinnerten daran, dass es diese Marke einmal gab, die ganze Generationen begleitet hatte.
Ich erinnere mich, wie ich zum letzten Mal in einem Esprit-Store war – die Regale halb leer, die Verkäufer freundlich, aber müde.
Ich kaufte damals noch ein Sweatshirt, mehr aus Nostalgie als aus Bedarf.
Ich wusste: Das hier ist vielleicht das letzte Mal.
Der Versuch eines Neuanfangs
In den folgenden Jahren tauchte Esprit wieder auf – vorsichtig, leise.
Neue Kollektionen, modernere Kampagnen, ein stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit und klare Designs.
Man sprach von einer „Rückkehr zur DNA der Marke“.
Doch für viele war der Zauber weg.
Ich sah Werbung, dass Esprit wieder da sei, mit Stores in ausgewählten Städten.
Aber wenn ich ehrlich bin: Ich habe sie nie wieder besucht.
Vielleicht, weil ich mich innerlich schon verabschiedet hatte.
Esprit versuchte, mit jüngeren Zielgruppen zu arbeiten – minimalistischer, cleaner, internationaler.
Aber der Markt ist heute gnadenlos. Die Konkurrenz ist schnell, laut, aggressiv.
Eine Marke, die auf Emotion und Understatement setzt, hat es da schwer.
Was Kunden wie ich fühlten
Ich habe mit Freunden darüber gesprochen – viele hatten dieselbe Reaktion.
„Ich hab früher fast alles bei Esprit gekauft, jetzt gar nichts mehr.“
„Die Marke war ein Teil meiner Jugend, heute spielt sie keine Rolle mehr.“
Diese Sätze höre ich oft.
Esprit war für viele nicht nur Mode, sondern ein Lebensgefühl.
Ein Gefühl von Leichtigkeit, von Alltagsstil ohne Stress.
Und dieses Gefühl ging verloren, als die Marke zu sehr versuchte, „wieder cool“ zu werden, statt einfach sie selbst zu bleiben.
Was bleibt
Ich habe noch ein paar alte Esprit-Stücke im Schrank – ein Pullover, eine Jacke, ein Schal.
Sie sind schlicht, gut verarbeitet, und sie halten immer noch.
Manchmal ziehe ich sie an und denke: „So war Esprit früher.“
Esprit war nie laut, nie prätentiös. Es war einfach ehrlich.
Und genau das fehlt heute ein bisschen in der Modewelt.
Die Marke existiert zwar noch – online, in einigen Ländern, mit neuen Investoren und neuen Konzepten –
aber das, was sie einmal war, gibt es nicht mehr.
Der Charme, das Vertrauen, die emotionale Nähe – sie sind Geschichte.