Was ist mit fahrrad.de los?

(Ein persönlicher Erfahrungsbericht über den Wandel eines beliebten Online-Fahrradhändlers)

Ich erinnere mich noch gut daran, wie selbstverständlich ich früher bei Fahrrad.de bestellt habe. Ersatzteile, Fahrradhelme, manchmal ein ganzes Rad – alles war einfach, übersichtlich und zuverlässig. Für viele, die gerne Rad fahren, war Fahrrad.de eine feste Größe. Man wusste: Hier bekommt man Qualität, faire Preise und einen Service, der funktioniert.

Doch irgendwann, gegen Ende des Jahres 2023, begann sich etwas zu verändern. Die Seite wirkte plötzlich ruhiger, die Auswahl kleiner, und in Foren tauchten Fragen auf wie: „Liefert Fahrrad.de noch?“ oder „Ist der Shop pleite?“ Ich war zuerst skeptisch, ob das überhaupt stimmen konnte. Fahrrad.de war schließlich eine etablierte Marke.


Die ersten Anzeichen

Ich bemerkte die Veränderung zuerst zufällig. Ich hatte mir ein neues Schloss und einen Fahrradrucksack bestellt. Normalerweise kam das Paket innerhalb von drei, vier Tagen. Diesmal dauerte es fast zwei Wochen, und zwischendurch änderte sich der Lieferstatus mehrmals. Nichts Dramatisches, aber irgendwie ungewohnt.

Dann erhielt ich eine E-Mail, in der von „organisatorischen Veränderungen“ die Rede war. Zuerst dachte ich, das sei eine Standardformulierung. Doch kurze Zeit später las ich, dass der Mutterkonzern, zu dem Fahrrad.de gehörte, Insolvenz angemeldet hatte. Da war mir klar: Es steckt mehr dahinter.

Ich war ehrlich gesagt überrascht. Ein Unternehmen, das während der Corona-Zeit so geboomt hatte, weil plötzlich jeder Rad fahren wollte, war jetzt in Schwierigkeiten. Das fühlte sich paradox an – aber auch typisch für unsere Zeit: erst Überhitzung, dann Ernüchterung.


Zwischen Unsicherheit und Hoffnung

In den Wochen danach blieb die Website zwar online, aber das Vertrauen vieler Kunden war angeschlagen. Ich selbst hatte eine weitere Bestellung aufgegeben – ein Satz Bremsbeläge und eine Regenjacke – und war gespannt, ob alles reibungslos ankommt.
Und tatsächlich: Die Lieferung kam, wenn auch etwas verzögert. Der Kundenservice antwortete freundlich, aber langsamer als früher.

In dieser Phase merkte man, dass die Leute im Hintergrund wahrscheinlich unter großem Druck standen. Ich hatte das Gefühl, sie wollten weitermachen, aber die Zukunft war unklar. Es war diese typische Mischung aus Routine und Unsicherheit, die man oft spürt, wenn sich etwas Größeres verändert.


Der Wendepunkt

Ein paar Wochen später kam dann die Nachricht: Fahrrad.de würde in seiner bisherigen Form nicht weitermachen. Stattdessen würde es eine neue Firma geben, die den Betrieb übernimmt. Der Name sollte bleiben, die Struktur aber nicht.

Ich weiß noch, wie ich auf der Website einen Hinweis sah: „Ab dem Frühjahr 2024 übernimmt eine neue Gesellschaft den Betrieb.“
Das war einer dieser Momente, in denen man merkt: Ein vertrauter Name bleibt, aber die Welt dahinter wird eine andere sein.

Und genau so fühlte es sich an. Ich konnte weiterhin einkaufen, die Seite sah ähnlich aus, aber irgendetwas war anders. Vielleicht waren es die Texte, vielleicht die kleineren Sortimente – schwer zu sagen. Es war, als wäre ein vertrauter Laden renoviert worden, aber der Duft und die Atmosphäre waren weg.


Rückblick auf die „gute alte Zeit“

Ich erinnere mich an die Jahre, als Fahrrad.de so richtig groß wurde.
Die Website war modern, die Aktionen wirkten ehrlich, und man spürte, dass dort Menschen mit Leidenschaft für den Radsport arbeiteten. Es gab inspirierende Texte, Testberichte, kleine Tipps für Hobbyfahrer. Man hatte das Gefühl, Teil einer Community zu sein, nicht nur Kunde.

Für mich als Alltagsradler war das immer angenehm. Ich bestellte meine Ausrüstung lieber dort als bei den ganz großen Plattformen, wo Fahrräder nur eine von hundert Kategorien sind. Bei Fahrrad.de hatte alles einen klaren Fokus: Es ging ums Radfahren, um Bewegung, um Freizeit.


Der Absturz – aber kein Ende

Wenn man ehrlich ist, war die Insolvenz kein plötzliches Ereignis. Die Zeichen standen schon länger auf Veränderung.
Der Online-Markt für Fahrräder war in den letzten Jahren extrem unübersichtlich geworden. Viele Shops schossen aus dem Boden, die Konkurrenz wuchs, die Preise fielen. Und als die Nachfrage nach der Corona-Zeit wieder abnahm, blieben die Lager voll.

So gesehen war der Zusammenbruch kein totaler Schock – eher das Ergebnis einer schwierigen Entwicklung.
Und trotzdem traf es mich, als ich merkte: Der Shop, den ich über Jahre genutzt hatte, existiert in dieser Form nicht mehr.


Der Neustart – vorsichtiger Optimismus

Was mich positiv überrascht hat: Der Name Fahrrad.de blieb. Er wurde übernommen und unter neuer Führung weitergeführt. Man merkte, dass versucht wurde, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.
Ich habe seitdem wieder bestellt – ein paar Kleinigkeiten für mein Trekkingrad – und alles hat funktioniert. Die Lieferzeiten waren normal, die Kommunikation besser als erwartet.

Aber ich gebe zu: Dieses alte Gefühl, dass man „beim Original“ einkauft, kommt nicht mehr ganz auf. Es ist jetzt ein anderer Betrieb, professioneller vielleicht, aber auch etwas distanzierter.

Ich denke, das ist bei vielen Marken so: Wenn sie wachsen, sich verändern oder überleben wollen, verlieren sie oft ein Stück ihrer Persönlichkeit. Und genau das ist hier passiert.


Stimmen anderer Kunden

In meinem Bekanntenkreis haben viele ähnlich reagiert.
Ein Freund, begeisterter Mountainbiker, sagte: „Ich bin froh, dass es die Seite noch gibt, aber sie fühlt sich nicht mehr an wie früher.“
Eine Kollegin meinte: „Ich hab dort immer Zubehör für mein E-Bike bestellt. Jetzt wirkt das Angebot kleiner, aber immerhin gibt’s sie noch.“

Diese geteilte Stimmung beschreibt es ganz gut: Erleichterung, dass Fahrrad.de nicht komplett verschwunden ist, aber auch leise Wehmut.