Wie kann ich meinen eigenen Amazon-Shop eröffnen?

Wer heute einen eigenen Amazon-Shop eröffnen möchte, steht nicht mehr vor einer unüberwindbaren Hürde – aber vor einer ganzen Reihe von strategischen Entscheidungen. Ein Amazon-Shop ist kein klassischer „Onlineshop“ im Sinne einer eigenen Website, sondern ein Verkäuferkonto auf dem Marktplatz von Amazon, über das Sie Ihre Produkte präsentieren, verkaufen, versenden und verwalten. In diesem Beitrag erklären wir Schritt für Schritt, wie Sie Ihren eigenen Amazon-Shop eröffnen, welche Kosten auf Sie zukommen, wie Versand, Bezahlung und Rückgaben funktionieren und wann Alternativen wie eBay, Kaufland oder ein eigener Shop sinnvoll sein können.


1. Was bedeutet „eigener Amazon-Shop“ genau?

Ein eigener Amazon-Shop besteht im Kern aus:

  • einem Verkäuferkonto (Seller Central)
  • Ihren Produktlistings (Angebote mit Texten, Bildern, Preisen)
  • optional einer Markenseite (Storefront) für Ihre eingetragene Marke
  • der Anbindung von Zahlungsabwicklung, Versand und Retouren

Sie verkaufen dabei nicht direkt über eine eigene Domain, sondern nutzen Amazons Infrastruktur, Reichweite, Zahlungsabwicklung und Logistikoptionen. Gerade für deutsche Händler:innen ist der Marktplatz attraktiv, weil:

  • Amazon in Deutschland zu den wichtigsten E-Commerce-Anlaufstellen gehört,
  • Kund:innen die Plattform und ihre Käuferschutzmechanismen kennen,
  • der Einstieg technisch einfacher ist als ein komplett eigener Onlineshop.

Der Preis für diese Reichweite sind jedoch Gebühren, Abhängigkeit von Plattformregeln und starke Konkurrenz.


2. Voraussetzungen: Gewerbe, Steuern & rechtlicher Rahmen

Bevor Sie überhaupt daran denken, einen Amazon-Shop zu eröffnen, sollten einige Grundlagen geklärt sein:

Gewerbe & Rechtsform

  • In Deutschland benötigen Sie für den regelmäßigen Verkauf von Waren eine Gewerbeanmeldung – auch als Einzelunternehmer:in. gruenderplattform.de
  • Sie können als Einzelunternehmen, GbR, UG, GmbH usw. auftreten. Die Wahl der Rechtsform beeinflusst Haftung, Buchhaltung und Außenwirkung.

Steuernummer & Umsatzsteuer-ID

  • Für den Verkauf in Deutschland reicht bei Kleinunternehmer:innen formal eine Steuernummer; in vielen Fällen ist eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-ID) aber sinnvoll, etwa bei grenzüberschreitenden Geschäften. Amazon Agentur Adsmasters GmbH+1
  • Bei Verkäufen in andere EU-Länder müssen Sie sich mit dem OSS-Verfahren, Lieferschwellen und der korrekten Umsatzsteuerbehandlung auseinandersetzen.

Weitere rechtliche Pflichten

  • Impressum, Widerrufsbelehrung, AGB, Datenschutz, Verpackungsregister (LUCID) und Produktsicherheit sind Pflichtbausteine.
  • Amazon nimmt Händler:innen in die Pflicht, die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland einzuhalten; Verstöße können zur Sperrung des Verkäuferkontos führen.

Wer diese Basis nicht sauber legt, riskiert Abmahnungen oder Kontosperrungen – unabhängig davon, wie gut der Shop gestartet wäre.


3. Schritt für Schritt: In 7 Etappen zum eigenen Amazon-Shop

Schritt 1: Konto bei Seller Central anlegen

Der Einstieg erfolgt über Amazon Seller Central. Sie benötigen: sell.amazon.de+1

  • gültige E-Mail-Adresse
  • Kreditkarte
  • Bankkonto für Auszahlungen
  • Ausweis oder Reisepass
  • Gewerbedaten und Steuernummer/USt-ID

Im Verlauf werden Ihre Daten verifiziert – inzwischen häufig inklusive Video-Verifizierung und Upload von Dokumenten. Netzgeeks- Marketplace Beratung

Schritt 2: Verkaufstarif wählen – Einzelanbieter oder Professionell?

Amazon bietet zwei Verkaufstarife: sell.amazon.de+1

  • Tarif „Einzelanbieter“
    • 0,99 € (zzgl. MwSt.) pro verkaufter Einheit
    • Keine monatliche Grundgebühr
    • Eignet sich für sehr geringe Stückzahlen (unter ca. 40 Verkäufen/Monat)
  • Tarif „Professionell“
    • 39 € pro Monat (exkl. MwSt.), unabhängig von der Verkaufszahl
    • Zugang zu Werbetools, erweiterten Reports, API-Schnittstellen
    • Voraussetzung für viele zusätzliche Programme (z. B. Markenregistrierung, bestimmte Kategorien)

Ab etwa 40 Verkäufen pro Monat lohnt sich rechnerisch fast immer der professionelle Tarif – bei gleichzeitig deutlich besseren Werkzeugen zur Skalierung Ihres Shops.

Schritt 3: Marktplätze auswählen

Mit einem EU-Konto können Sie auf mehreren Marktplätzen verkaufen (z. B. Amazon.de, .fr, .it, .es, .nl). sell.amazon.de
Für den Einstieg konzentrieren sich viele Händler:innen zunächst auf den deutschen Markt und erweitern später in weitere Länder.

Schritt 4: Marke & Produkte definieren

  • Entscheiden Sie, ob Sie als Reseller bestehende Marken anbieten oder mit einer Eigenmarke (Private Label) starten.
  • Für eigene Marken kann die Brand Registry sinnvoll sein, die zusätzliche Schutz- und Marketingfunktionen bringt (z. B. Markenshop, A+ Content). sell.amazon.de+1

Schritt 5: Versandstrategie wählen – FBA oder FBM

Hier legen Sie fest, ob Sie:

  • FBA („Fulfilment by Amazon“) nutzen – Amazon lagert, verpackt, versendet und wickelt ein Großteil der Retouren ab;
  • oder FBM („Fulfilled by Merchant“) – Sie lagern und versenden selbst bzw. über eigene Dienstleister.

Die Wahl hat erhebliche Auswirkungen auf:

  • Kostenstruktur
  • Lieferzeiten und Prime-Logo
  • Aufwand im Tagesgeschäft

Mehr dazu im Versand-Kapitel unten.

Schritt 6: Produktdaten anlegen und optimieren

Für jedes Produkt benötigen Sie:

  • eindeutige Produktkennzeichnung (meist EAN/GTIN)
  • aussagekräftige Titel
  • strukturierte Bulletpoints
  • ausführliche Beschreibung
  • qualitativ gute Bilder
  • korrekte Kategorie und Attribute

Für Sichtbarkeit in der Amazon-Suche sind relevante Keywords entscheidend – dazu gehört auch die Formulierung „Amazon-Shop eröffnen“ in Informationsangeboten oder Ratgeberprodukten rund um den Handel.

Schritt 7: Start, Bewertungen und laufende Optimierung

Nach Live-Schaltung der Angebote beginnt die eigentliche Arbeit:

  • Preise beobachten und anpassen
  • Werbung (z. B. Sponsored Products) testen
  • Bewertungen und Fragen von Kund:innen im Blick behalten
  • Lagerbestände und FBA-Bestand rechtzeitig auffüllen

4. Kostenstruktur: Verkaufstarife, Gebühren & FBA-Kosten

Wer seinen eigenen Amazon-Shop eröffnet, sollte von Anfang an alle relevanten Kosten im Blick haben.

Verkaufstarife

Wie oben beschrieben:

  • Einzelanbieter: 0,99 € pro verkauftem Artikel (zzgl. MwSt.)
  • Professionell: 39 € pro Monat (exkl. MwSt.), keine Gebühr pro Artikel sell.amazon.de+2sell.amazon.de+2

Hinweis: Zusätzlich fallen immer Verkaufsprovisionen (Referral Fees) an.

Verkaufsprovisionen (Referral Fees)

  • Amazon erhebt je nach Kategorie eine prozentuale Gebühr, meist zwischen etwa 8 % und 15 % des Gesamtverkaufspreises (Artikelpreis plus Versand/Geschenkverpackung). sell.amazon.de+2sellerlogic.com+2
  • Manche Kategorien liegen darunter oder darüber; für bestimmte Warengruppen gelten gestaffelte Sätze (z. B. Elektronik-Zubehör).

Diese Provisionsstruktur ist ein zentraler Kostenblock und sollte bei der Kalkulation der Verkaufspreise unbedingt berücksichtigt werden.

FBA-Versandgebühren und Lagerkosten

Bei Nutzung von FBA zahlen Händler:innen zusätzlich:

  • Versandgebühren pro Einheit, abhängig von Produktgröße, Gewicht, Versandart und Zielmarkt. Amazon hat die FBA-Versandgebühren in Europa zum 1. Februar 2025 angepasst und für bestimmte übergroße Pakete reduziert. sell.amazon.de+2sellercentral-europe.amazon.com+2
  • Lagergebühren, berechnet nach durchschnittlichem Volumen (m³) pro Monat, saisonabhängig (höher im Q4) und teilweise abhängig von Kategorie und Gefahrgutstatus. sell.amazon.de+1
  • Zusätzlich können Langzeitlagergebühren und weitere optionale Gebühren (z. B. Remissionen, Etikettierung) anfallen.

Für Händler:innen besonders relevant: In Deutschland und weiteren EU-Ländern gibt es im Zeitraum 15. Oktober 2025 bis 14. Januar 2026 einen saisonalen „Peak“-Zuschlag von derzeit 0,26 € pro FBA-Einheit, der insbesondere im Weihnachtsgeschäft ins Gewicht fällt. countX+1


5. Versandmodelle, Lieferzeiten und Dienstleister

FBA – Versand durch Amazon

Vorteile:

  • Amazon übernimmt Lagerung, Verpackung, Versand und einen großen Teil des Retourenprozesses. m.media-amazon.com+1
  • Produkte können das Prime-Logo erhalten, was für deutsche Kund:innen ein wichtiges Kaufargument ist.
  • Standardlieferzeiten innerhalb Deutschlands liegen – je nach Angebot – oft bei ein bis zwei Werktagen, insbesondere für Prime-Bestellungen.

Nachteile:

  • Zusätzliche FBA-Gebühren (Versand & Lagerung)
  • Komplexere Steuer- und Lagerstrukturen bei paneuropäischer Lagerung (Waren liegen z. B. in Polen oder Tschechien) m.media-amazon.com
  • Weniger direkte Kontrolle über die Logistik

FBM – Versand durch den Händler selbst

Hier organisieren Sie Lagerung und Versand eigenständig, meist mit Paketdienstleistern wie DHL, DPD, Hermes oder UPS.

Vorteile:

  • volle Kontrolle über Verpackung, Versandoptionen und ggf. beigelegte Unterlagen
  • sinnvoll bei sehr speziellen oder sperrigen Produkten
  • keine FBA-Lagergebühren

Nachteile:

  • Sie müssen selbst sicherstellen, dass Lieferzeiten und Service den Erwartungen der Amazon-Kundschaft entsprechen
  • Kein automatisches Prime-Logo (solange Sie nicht am separaten Programm „Seller Fulfilled Prime“ teilnehmen)
  • Retourenmanagement liegt in Ihrer Verantwortung

Für internationale Kund:innen kann FBA die Abwicklung vereinfachen, da Amazon den grenzüberschreitenden Versand und lokale Lieferzeiten abdeckt. Bei FBM müssen Sie selbst entscheiden, in welche Länder Sie zu welchen Konditionen liefern wollen.


6. Zahlungsarten für Kund:innen und Auszahlungen für Händler:innen

Welche Zahlarten sehen Kund:innen im Amazon-Shop?

Für Kund:innen ist Amazon eine zentrale Zahlungsplattform. Je nach Land und Kundenkonto sind u. a. verfügbar:

  • Kreditkarte (Visa, Mastercard, American Express)
  • SEPA-Lastschrift
  • Rechnungskauf und Ratenzahlung für bestimmte Kundengruppen
  • Guthaben aus Geschenkgutscheinen und Aktionsguthaben

Alle Zahlungen laufen über Amazon; Verkäufer:innen erhalten keinen Zugriff auf Kreditkartendaten oder Bankverbindungen der Kund:innen.

Wie bekommen Händler:innen ihr Geld?

  • Amazon sammelt die Einnahmen und überweist in regelmäßigen Abständen (typischerweise im Rhythmus von 14 Tagen) den Saldo an das hinterlegte Bankkonto – abzüglich aller Gebühren und Rückerstattungen. sell.amazon.de+1
  • Im Seller Central können Sie jederzeit sehen, welche Beträge ausstehend sind und welche Gebühren abgezogen wurden.

Diese zwischengeschaltete Zahlungsabwicklung ist ein Komfortfaktor, bedeutet aber auch, dass Sie auf eine verlässliche Liquiditätsplanung achten müssen.


7. Rückgabe, Reklamation und Käuferschutz

Amazon ist in Deutschland für äußerst kundenfreundliche Rückgaberegelungen bekannt. Für Händler:innen bringt das Chancen, aber auch Pflichten mit sich.

Rückgabefristen und Bedingungen

  • Viele Artikel – sowohl von Amazon direkt als auch von Marketplace-Händlern – können mindestens 30 Tage lang zurückgegeben werden. Amazon+1
  • In einigen Kategorien (z. B. Elektronik, Medien) sind für Marketplace-Ware inzwischen bei bestimmten Konstellationen verkürzte Fristen von 14 Tagen relevant, während Amazon-eigene Produkte oft weiterhin 30 Tage Rückgaberecht haben. sellerlogic.com

Händler:innen, die FBA nutzen, profitieren davon, dass Amazon den Großteil des Retourenprozesses direkt abwickelt. Bei FBM-Verkäufen sind Sie selbst für die Annahme und Erstattung verantwortlich, müssen aber Amazons Rückgaberichtlinien und Fristen einhalten.

A-bis-Z-Garantie

Die A-bis-Z-Garantie von Amazon bietet Kund:innen zusätzlichen Käuferschutz, etwa wenn eine Lieferung nicht ankommt oder die Rückerstattung ausbleibt. Im Streitfall kann Amazon zu Ungunsten des Händlers entscheiden und Beträge einbehalten. Das erhöht zwar das Vertrauen der Kundschaft, verlangt von Händler:innen aber eine konsequent saubere Abwicklung.


8. Amazon-Shop oder doch ein anderer Marktplatz / eigener Onlineshop?

Beim Vergleich mit der Konkurrenz zeigt sich:

Amazon vs. andere Marktplätze (z. B. eBay, Kaufland, Otto)

  • Reichweite: Amazon.de hat in Deutschland eine der größten Reichweiten im E-Commerce; eBay, Kaufland.de oder Otto bieten teils attraktive Nischen, erreichen aber im Regelfall weniger spontane Suchanfragen nach Alltagsprodukten.
  • Gebührenstruktur: Auch andere Marktplätze arbeiten mit Grundgebühren und prozentualen Verkaufsprovisionen; im Detail können die Sätze je nach Kategorie ähnlich oder leicht niedriger/höher sein.
  • Kundenerwartungen: Die Kundschaft verbindet Amazon besonders stark mit Prime-Lieferung, sehr kulanten Retouren und starker Käuferschutzlogik. Auf anderen Plattformen sind die Erwartungen teils etwas niedriger, was Händler:innen mehr Spielraum bei Versand und Rückgaben lässt.

Amazon-Shop vs. eigener Onlineshop

Ein eigener Shop (z. B. auf Basis von Shop-Systemen) bietet:

  • volle Kontrolle über Design, Inhalte, Markenauftritt und Daten
  • die Möglichkeit, unabhängig von Plattformregeln zu agieren
  • langfristig oft geringere variable Gebühren pro Bestellung

Dafür fehlen am Anfang die Reichweite und der eingebaute Vertrauensbonus. Viele erfolgreiche Händler:innen kombinieren deshalb einen starken Amazon-Shop mit einem eigenen Onlineshop, um nicht vollständig von einer Plattform abhängig zu sein.


9. Typische Fehler und wie man sie vermeidet

Zum Abschluss einige Punkte, die wir aus Sicht eines Verbraucher- und Händlermagazins immer wieder beobachten:

  1. Start ohne genaue Kostenkalkulation
    Wer nur den Verkaufspreis, aber nicht alle Amazon-Gebühren, FBA-Kosten, Retourenquoten und Steuern berücksichtigt, landet schnell in der Verlustzone.
  2. Unterschätzung des Wettbewerbsdrucks
    Amazon ist kein „schneller Nebenverdienst“, sondern ein hochkompetitiver Marktplatz. Ohne klare Positionierung, gute Produktqualität und durchdachte Preise ist ein eigener Amazon-Shop schwer profitabel zu betreiben.
  3. Fehlende rechtliche Sorgfalt
    Unvollständige Rechtstexte, fehlende Kennzeichnungen oder unklare Garantiezusagen können zu Abmahnungen und Kontosperrungen führen – selbst dann, wenn die Produkte an sich gut sind.
  4. Schlechtes Listing-Handwerk
    Unklare Produktbeschreibungen, schwache Bilder und schlecht gewählte Suchbegriffe führen dazu, dass Produkte kaum gefunden werden. Gerade bei einer Frage wie „Wie kann ich meinen eigenen Amazon-Shop eröffnen?“ gilt: Wer mit Informationsprodukten oder Beratungsleistungen arbeitet, sollte SEO-Grundlagen beherrschen und die Zielkeywords sinnvoll im Titel, in Zwischenüberschriften und im Fließtext integrieren.
  5. Ignorierte Kundenrückmeldungen
    Negative Bewertungen sind auf Amazon besonders sichtbar. Wer nicht zeitnah reagiert, Probleme löst und seine Prozesse anschaut, riskiert langfristig die Sichtbarkeit wichtiger Produkte.

Alle Informationen zu Preisen und Konditionen entsprechen dem Stand vom 14. November 2025.