Was ist mit Tennis-Point.de passiert?

(Ein persönlicher Erfahrungsbericht über den Niedergang und Neustart eines bekannten Online-Tennis-Shops)

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Bestellung bei Tennis-Point. Es war irgendwann um 2018 herum – ein Paar Tennisschuhe von Adidas, dazu ein neues Griffband und ein Dutzend Bälle. Die Seite war übersichtlich, die Preise fair, und ich hatte das Gefühl, dass dort echte Tennisfans hinter dem Angebot stehen. Es war einer dieser Shops, die man gerne weiterempfahl.

Doch in den letzten Jahren hat sich das Bild verändert. Erst kamen kleinere Hinweise: längere Lieferzeiten, ausverkaufte Artikel, wechselnde Rabattaktionen. Dann, Ende 2023, die große Nachricht – Tennis-Point ist insolvent. Ich konnte es kaum glauben. Ein Shop, der so präsent war, der in fast jedem Tennisklub bekannt war, plötzlich in Schwierigkeiten?


Die goldenen Jahre

Tennis-Point war lange Zeit der Shop für Tennisspieler in Deutschland – egal ob Hobbyspieler oder Vereinsspieler.
Das Sortiment war riesig: Schläger, Bekleidung, Taschen, Schuhe, Zubehör, sogar eigene Testaktionen.
Man fühlte sich dort verstanden – nicht wie in einem anonymen Sport-Discounter, sondern wie in einem echten Fachgeschäft, nur eben online.

Ich mochte besonders, dass die Produktbeschreibungen ehrlich wirkten. Keine leeren Werbephrasen, sondern Tipps aus der Praxis. Und die Community war lebendig – Blogartikel, Tests, Gewinnspiele. Es hatte Seele.


Erste Risse im System

Im Nachhinein betrachtet, waren die Zeichen schon länger da. Tennis-Point gehörte zum großen Sporthandelskonzern Signa Sports United, der auch andere Shops wie Fahrrad.de, Bikester und Outfitter betrieb. Nach außen sah das wie ein Erfolg aus – viele bekannte Marken unter einem Dach, große Reichweite, Wachstum überall.

Aber was viele Kunden nicht sahen: Hinter den Kulissen stiegen die Kosten, die Logistik wurde komplexer, und nach dem Pandemie-Boom im Onlinehandel kam die Ernüchterung. Die Nachfrage ging zurück, die Lager waren voll, und die Gewinne schrumpften.

Irgendwann reichte die finanzielle Unterstützung der Eigentümer nicht mehr aus – und plötzlich stand Tennis-Point auf der Kippe.


Meine persönliche Erfahrung in der Übergangsphase

Ich erinnere mich gut, wie ich Ende 2023 noch einmal bestellte – ein Schlägergriff und eine Trainingshose.
Normalerweise war Tennis-Point immer schnell. Doch diesmal dauerte es ungewöhnlich lange. Die Versandbestätigung kam erst nach einer Woche, und zwischendurch war die Website kurzzeitig nicht erreichbar.

Ich fing an zu googeln, ob es Probleme gibt – und tatsächlich: Viele berichteten von Lieferverzögerungen, unklaren Bestellstatusmeldungen, sogar stornierte Bestellungen. Ich war ehrlich gesagt ein bisschen nervös, ob mein Paket überhaupt kommt.

Am Ende kam es – mit Verspätung, aber in Ordnung.
Doch irgendetwas fühlte sich anders an. Dieses Selbstverständliche, dieses Vertrauen war weg. Ich hatte das Gefühl, dass dort im Hintergrund etwas bröckelte.


Die Insolvenz – und was danach geschah

Kurz darauf wurde es offiziell: Die Muttergesellschaft ging in die Insolvenz, und Tennis-Point war direkt betroffen. Für viele Kunden war das ein Schock.
Man las überall Fragen wie: „Was passiert mit meinen Gutscheinen?“ „Bekomme ich meine Bestellung noch?“ „Wird der Shop komplett geschlossen?“

Die Wahrheit war: Tennis-Point wurde nicht komplett aufgegeben, aber er musste sich neu strukturieren.
Nach und nach wurden Teile des Unternehmens verkauft, einige Marken gerettet, andere geschlossen. Tennis-Point überlebte – allerdings in kleinerer Form, mit neuem Management und einem deutlich verschlankten Sortiment.

Als ich Monate später wieder auf die Seite ging, war sie zwar erreichbar, aber vieles sah anders aus. Weniger Auswahl, andere Texte, neue Farben, und ein klarer Hinweis, dass sich das Unternehmen neu aufstellt.


Stimmen aus der Community

Ich bin nicht der Einzige, dem es so ging. In Foren und Gruppen tauschten sich viele aus:
Ein Tennistrainer schrieb, dass seine Vereinsbestellung plötzlich storniert wurde.
Ein anderer meinte, der Kundenservice sei höflich, aber überfordert gewesen.
Viele bedauerten das Ende der alten Tennis-Point-Atmosphäre.

Was mir auffiel: Die meisten sprachen nicht wütend, sondern mit Bedauern. Man merkte, dass der Shop über die Jahre eine echte emotionale Bindung aufgebaut hatte. Tennis-Point war eben nicht nur ein Händler – es war Teil der Tennisszene.