(Ein persönlicher Rückblick auf eine Männermodemarke, die viele kannten – und nun fast verschwunden ist)
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als WORMLAND für mich ein Synonym für moderne, stilvolle Männermode war.
Ein Geschäft, das immer ein bisschen anders war als die großen Ketten – mutiger, modischer, eleganter.
Ich war Student, als ich das erste Mal in einer Filiale war. Damals war Wormland für mich ein Stück Großstadt: klare Schnitte, gute Beratung, tolle Atmosphäre. Später bestellte ich auch im Online-Shop, wormland.de, und hatte das Gefühl, eine Marke gefunden zu haben, die genau meinen Geschmack trifft.
Und dann – plötzlich – war der Shop weg.
Ich gab die Adresse in den Browser ein, und anstelle des gewohnten Auftritts erschien nur eine Weiterleitung oder Fehlermeldung. Ich dachte: Vielleicht Wartung? Doch die Seite kam nie wieder zurück. Erst nach einiger Recherche verstand ich: Wormland ist insolvent.
Die Geschichte einer Marke, die Charakter hatte
Wormland war keine 08/15-Modekette.
Sie stand für stilbewusste Männermode mit einem Hauch von Luxus, aber trotzdem tragbar im Alltag.
Ich mochte, dass man dort Beratung bekam, die ehrlich war – nicht aufdringlich, sondern kompetent.
Im Online-Shop gefiel mir, dass das Sortiment überschaubar, aber hochwertig war.
Es war Mode für Männer, die sich Gedanken über ihren Stil machen, aber nicht übertreiben wollen.
Über Jahre hinweg war Wormland in vielen Städten präsent: München, Hamburg, Hannover, Köln – überall dort, wo Menschen Modebewusstsein mit Anspruch verbanden. Die Marke war Teil der Vangard-Gruppe, die wiederum zu Peek & Cloppenburg Düsseldorf gehörte.
Der Anfang vom Ende
Als die Pandemie kam, traf es den Modehandel hart.
Auch Wormland spürte das: Geschlossene Filialen, weniger Laufkundschaft, hohe Fixkosten – und gleichzeitig ein Online-Geschäft, das zwar wuchs, aber nicht genug, um alles aufzufangen.
Ich erinnere mich, dass ich im Jahr 2021 im Online-Shop etwas bestellen wollte – ein Hemd, das ich schon länger im Auge hatte. Doch plötzlich war vieles ausverkauft, das Sortiment kleiner. Es fühlte sich an, als würde die Marke langsam verschwinden.
Ein Jahr später war klar: Die wirtschaftliche Lage war schwierig. Filialen schlossen, und Anfang 2023 wurde offiziell bekannt, dass Wormland Insolvenz angemeldet hatte.
Wie ich es erlebt habe
Für mich als Kunde war das Ganze nicht von einem Tag auf den anderen spürbar, sondern schleichend.
Zuerst weniger Newsletter. Dann längere Lieferzeiten. Schließlich gar kein Versand mehr.
Ich hatte noch einen Gutschein – der wurde später ungültig, weil das Unternehmen nicht mehr in dieser Form existierte.
Das tat weh, nicht wegen des Geldes, sondern weil man merkte: Eine Ära geht zu Ende.
Ich erinnere mich an den letzten Besuch in einer Filiale – es war in München. Der Laden war leerer als sonst, die Stimmung gedrückt, die Verkäufer freundlich, aber man spürte, dass sie wussten, was kommt.
Ich kaufte eine Jacke, nicht, weil ich sie unbedingt brauchte, sondern fast aus Sentimentalität.
Warum Wormland scheiterte
Die Gründe sind vielschichtig, aber im Grunde typisch für die Modebranche der letzten Jahre.
Wormland war spezialisiert – auf Männermode, auf Qualität, auf Beratung.
Aber genau das, was die Marke stark machte, wurde in einem Markt, der immer schneller, digitaler und preisgetriebener wurde, zum Nachteil.
Online-Giganten wie Zalando, About You oder ASOS boten riesige Auswahl, kostenfreie Rücksendungen und aggressive Rabatte.
Wormland konnte da nicht mithalten.
Hinzu kamen gestiegene Energiekosten, Inflation, weniger Kaufkraft – alles Faktoren, die dazu führten, dass weniger Menschen Premium-Männermode kauften.
Schließlich entschied die Muttergesellschaft, dass Wormland nicht mehr fortgeführt werden kann.
Einige Filialen wurden geschlossen, andere in neue Konzepte umgewandelt. Der Online-Shop wormland.de wurde abgeschaltet.
Die Reaktionen der Kunden
Ich war nicht der Einzige, den das traf.
In Foren und sozialen Netzwerken schrieben viele Männer – und auch Frauen, die für ihre Partner einkauften – über ihre Enttäuschung.
„Ich habe dort immer meine Anzüge gekauft“, schrieb jemand.
Ein anderer meinte: „Endlich mal eine Marke, die wusste, was Männermode ist – schade, dass sie weg ist.“
Diese Kommentare zeigen, dass Wormland keine anonyme Marke war.
Es war ein Ort, an dem Mode Persönlichkeit hatte.
Nicht übertrieben modisch, nicht langweilig – einfach gut.
Was bleibt
Heute, wenn ich an Wormland denke, bleibt ein Gefühl von Stil und Qualität.
Ich sehe manchmal noch Teile aus alten Kollektionen – in meinem Schrank hängt ein Mantel, den ich immer noch trage.
Jedes Mal, wenn ich ihn anziehe, denke ich: „Das war noch Wormland – zeitlos, schlicht, männlich.“
Es ist schade, dass Marken wie diese in der modernen Handelswelt kaum noch eine Chance haben.
Sie sind zu ehrlich, zu spezialisiert, zu persönlich, um gegen das Massengeschäft zu bestehen.
Manchmal wünsche ich mir, dass es wieder mehr solcher Geschäfte gibt – Orte, an denen man beraten wird, an denen Stil zählt, nicht nur Rabattcodes.